Mittwoch, 13. Januar 2010

Familie Schmitt und Profilneurosen


Ich gehe ja des öfteren auf dem Ohlsdorfer Friedhof spazieren. Das Gute daran: Er ist so groß, dass man dort schon mal eine Stunde lang herumlaufen kann, ohne jemandem zu begegnen. Das Blöde daran: Er ist so groß, dass man dort schon mal eine Stunde lang herumlaufen kann, ohne jemandem zu begegnen. Wenn man also allein sein will, dann passt es. Wenn man sich verlaufen hat, nervt es. Und ich schaffe es immer wieder, mich dort zu verlaufen. Es kann dann durchaus vorkommen, dass ich ein, zwei Stunden länger auf dem Gelände verbringe, als ich vor hatte. Ich besitze nämlich null Orientierung.

Und hier kommt Familie Schmitt ins Spiel. Wenn man eine schlechte Orientierung besitzt, entwickelt man Strategien, um sich möglichst wenig zu verlaufen. Zum Beispiel merkt man sich die Namen auf einzelnen Grabsteinen, an denen man vorbeikommt, um diese auf dem Rückweg (welcher für Menschen ohne Orientierungssinn völlig anders aussieht als der Hinweg) wiederzufinden. Wichtig hierbei: Niemals Familie Schmitt bemühen!



Denn Familie Schmitt gibt es auf dem Friedhof Ohlsdorf mindestens an jeder zweiten Ecke. Ebensowenig ist es ratsam, sich bei gängigen Nachnamen zusätzlich den Vornamen zu merken. Ist erstens umständlich und zweitens sinnlos, wenn der Mensch nicht gerade Eckebert-Friedhelm heißt. Rolf Müller beispielsweise ist selbst nach seinem Ableben noch ein übler Schurke und geistert einfach überall herum.



Da mein Gedächtnis mindestens ebenso schlecht ist wie mein Orientierungssinn, gerate ich allerdings auch bei den pfiffig ausgewählten Namen in arge Bedrängnis, weil sie mir zwanzig Meter weiter meist schon wieder entfallen sind. Und deshalb ist mir der aktuell so frostige Winter ziemlich lieb. Verschneit sieht der Ohlsdorfer Friedhof richtig hübsch aus!



Der entscheidende Vorteil am weißen Winter ist jedoch: Verlaufen ist derzeit so gut wie ausgeschlossen, weil man sich immer am Profil der eigenen Schuhe im Schnee orientieren kann. Je ausgefallener das Profil, umso leichter hat man's. Ich kaufe meine Winterschuhe längst nicht mehr nach ganzheitlicher Optik. Ich gehe nach der Sohle, im wahrsten Sinne des Wortes. Dann klappt's auch mit der Zeitplanung beim friedhöflichen Spaziergang und man kann pünktlich zum Abendessen wieder zu Hause sein...

1 Kommentar:

  1. mit der ganzheitlichen Optik geht es ja auch viel schneller und man muß auch nicht so weit laufen (ich meine,Sohlen sind auch teuer) man kann also gemütlich hin und zurück oder so, Pech hat man natürlich dann, wenn es auf dem Hinweg bereits beginnt zu schneien und der Rückweg dann halt nicht mit der ganzheitlichen Optik gesegnet ist ... aber- Friedhofsbesuche im Winter lassen mir immer einen Kälteschauer über den Rücken laufen ... im Sommer geht´s anders, oder auch nicht ...
    (bevor ich nun weiterspinne) dir einen schönen Abend von Ursa

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