Mittwoch, 4. Juli 2012

"Migranten hassen Hunde"


Neulich nach der Arbeit, im überfüllten Bus. Eine Frau mit großem Hund steigt ein. Ein Mann tritt zur Seite und überlässt dem Tier die Hälfte seines Stehplatzes.
Frau: "Da brauchen Sie gar nicht so böse zu gucken. Ich fahr 35 Minuten mit, bis Endstation."
Mann: "Aber ich schaue doch gar nicht böse."
Frau: "Doch, doch, Migranten hassen Hunde!"
Mann: "Aber nein ..."
Frau: "Ganz besonders die Afrikaner, die hier immer mitfahren!"
Die Frau beginnt einen umfangreichen Monolog über soziale Randgruppen mit Migrationshintergrund und deren Auftreten in der Buslinie 9.
Ich steige aus, im doppelten Wortsinn. Der "Migrant", dem ich akzentfreies Deutsch bescheinigen würde, hört derweil weiter der schwadronierenden Dame zu und bleibt die Ruhe in Person; vielleicht wegen des großen Hundes, vielleicht auch einfach deshalb, weil er ein netter Mensch ist.

Nach dem Aussteigen muss ich einen Park durchqueren, um zu meiner Wohnung zu gelangen. Es ist ein Park, in dem zu dieser Uhrzeit die Hunde den Menschen zahlenmäßig überlegen sind und das Zigarettenvorkommen seinen Tageshöchstwert erreicht. Meine Theorie ist ja, dass die meisten Hundehalter sich deshalb für einen Hund als Haustier entscheiden, weil sie mit ihrer Fluppe ohnehin an die frische Luft gesetzt werden. Da schlägt man mit einem Tier, das so geartet ist, dass es nicht alleine nach draußen geschickt werden kann, natürlich zwei Fliegen mit einer Klappe.

Ich kämpfe mich also durch das, was Martin Rütter als "Quatsch-Geh-Runde" bezeichnet; im Rudel auftretende Hundebesitzer mit jeweils mindestens einem Kläffer an ihrer Seite. Natürlich steht man nicht auf der Wiese, sondern blockiert den Parkweg in Gänze - und selbstverständlich an einer der Stellen, wo sich eine Brücke befindet, so dass der gemeine hundelose Mensch keine Chance hat, auf die Wiese auszuweichen, sondern sich mitten durch den tratschenden/bellenden/knurrenden Pulk quetschen muss (und durch die Rauchschwaden der Glimmstengel). Wenn sich das Viechzeug dabei hochinteressiert dem zickzackgehenden Fremden widmet, ist keinerlei Intervention seitens der Besitzer zu erwarten. Dass sabbernde Hundeschnauzen an den Hosen nicht jeder mag, auf die Idee kommen Hundehalter nie.

Im Innenhof meiner Wohnanlage angekommen, kann ich endlich relaxen. Hier gibt es nämlich keine Hunde. Nur Kater Whisky sitzt wie üblich im Hof und wartet auf Einlass ins Nachbarhaus. Kriegt ein paar Streicheleinheiten und einen Katzenstick von mir, weil er mich für das tägliche Leid mit den Kötern entschädigt.

Falls es noch nicht deutlich genug geworden sein sollte: Ich hasse Hunde. Insbesondere das, was ihre unfähigen/rücksichtslosen/fahrlässigen Herrchen und Frauchen aus ihnen machen. Vielleicht sollte ich auswandern, dann könnte ich dem Satz "Migranten hassen Hunde" alle Ehre machen. Ich fange also schon mal an, Knoblauch zu essen und mich nicht mehr zu waschen. Das muss man so halten als Migrant. Die Schreckschraube aus dem Bus jedenfalls würde das bestimmt sofort unterschreiben; darauf wette ich zehn Katzensticks.