Dienstag, 30. Oktober 2012

Das Kalender-Nirwana


Neulich bei der Buchhandlung meines Nichtvertrauens im Wandsbeker Quarree ...

Ich kaufe jedes Jahr den Literarischen Katzenkalender von Schöffling. Selbst wenn die Welt untergehen soll und man deshalb ja gar keinen Kalender fürs nächste Jahr mehr bräuchte. Den Literarischen Katzenkalender 2013 zu erstehen, war mein erklärtes Ziel, als ich letzte Woche zu Thalia ging, der einzigen für mich unkompliziert zu erreichenden Buchhandlung.

Wie im vergangenen Jahr suchte ich die Kalender im Erdgeschoss, wo ich diesmal nur auf einige Hamburg-Kalender stieß. Der Wegweiser an der Rolltreppe bestätigte jedoch: Alle Kalender befinden sich im Erdgeschoss. Ich sah mich noch einmal ausgiebig um, fand aber keine sonstigen Kalendarien. Die Information war nicht besetzt, und nirgendwo lief jemand mit einem Namensschildchen herum. Also stellte ich mich an der Kasse an, um nach dem Objekt meiner Begierde fragen zu können. Eine Minute später:
- Guten Tag, ich suche den Literarischen Katzenkalender, aber ich kann hier nur ein paar Hamburg-Kalender finden.
- Die Kalender sind jetzt alle oben.
- Ach so. Ich hatte mich auf das Hinweisschild verlassen, wonach sie sich im Erdgeschoss befinden.
- Ja, die sind erst seit kurzem oben.

Und so rollte ich auf der Rolltreppe ins obere Stockwerk, um dort festzustellen, dass seit meinem letzten Kalenderkauf im Jahr zuvor das Kalendersortiment massiv erweitert worden war. Nämlich auf ungefähr 100 bis 120 verschiedene Kalendermodelle; Tierkalender, Landschaftskalender, Kunstkalender und vieles mehr, leider weder thematisch geordnet noch nach Verlag, kurz: ohne jede erkennbare Ordnung. Mir blieb nichts anderes übrig, als sämtliche Ständer, Wände und sonstigen genutzten Aufhängemöglichkeiten abzusuchen; ich habe selten so viele Winkel und versteckte Ecken gesehen wie in diesem Kalenderwirrwarr. Trotz umfangreicher Suche war kein Literarischer Katzenkalender auffindbar. Gleiches Spielchen wie bereits im Erdgeschoss: Die Informationsschalter waren nicht besetzt, und nirgendwo war jemand mit einem Namensschildchen zu sehen. Notgedrungen stellte ich mich nun auch hier oben an der Kasse an. Eine Minute später:
- Guten Tag, ich suche den Literarischen Katzenkalender, aber ich konnte ihn hier nirgends finden.
- Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen, da müssen Sie an der Information fragen.
- Die Schalter sind hier oben beide nicht besetzt, und der im Erdgeschoss auch nicht.
- Es gibt hier oben noch eine dritte Information, ganz hinten, hinter dem letzten Regal. Dort habe ich vorhin jemanden gesehen.
- Vorhin, aha. Und Sie können mir wirklich nicht weiterhelfen?
(Ich empfand die Frage als zulässig, da sich gerade kein anderer Kunde an der Kasse aufhielt.)
- Nein, tut mir leid.

Also machte ich mich auf die Suche nach dem beschriebenen dritten Informationsschalter auf dieser Etage, den ich dann auch fand, hinter dem letzten Regal und sogar besetzt. Die Mitarbeiterin war mit einer Kundin beschäftigt, die sich ausführlich beraten ließ. Einige Minuten später:
- Guten Tag, ich suche den Literarischen Katzenkalender, aber ich konnte ihn hier nirgends finden.
- Der müsste aber eigentlich da sein.
- Ich habe wirklich alles abgesucht.
Die Mitarbeiterin musterte mich, schien zu überlegen, ob die Stärke meiner Brille ausreichend war, und durchforstete dann ihren Computer.
- Ah, da ist er. Wir haben fünf Exemplare davon hier.
- Ja, aber wo denn?
- Der hing eigentlich immer da drüben.
Die Mitarbeiterin deutete quer durch den Raum, der Fingerzeig hätte auf die Platzierung fast eines jeden der 100 bis 120 Kalendermodelle am anderen Ende des Raumes zutreffen können. Das bemerkte sie dann wohl selbst.
- Ich komm mal mit Ihnen.
Und dann suchte sie. Zuerst am vermuteten Standpunkt, dann im näheren Umfeld, schließlich in sämtlichen Ecken und Winkeln des Kalenderwirrwarrs. Dabei zog sie immer mal wieder einzelne Kalenderexemplare beiseite, in der vagen Hoffnung, dahinter könne sich eine Literarische Katze verbergen. Ohne Erfolg.
- Tja, ich finde ihn auch nicht.
- Wonach sind die Kalender denn geordnet? Nach Themen ja nicht, nach Verlagen offenbar auch nicht.
- Anfangs hatten wir mal vor, sie nach Verlagen zu sortieren.
- Wäre eine gute Idee gewesen.
- Ich kann den Kalender für Sie bestellen.
- Aber laut Computer gibt es hier doch fünf Stück!
- Tja, aber wo ...
- Ja, wo nur??
- Wie gesagt, ich bestelle ihn gern für Sie.
- Aber wer garantiert mir denn, dass der bestellte Kalender dann beim Abholen auffindbar ist? Ich besorge ihn mir doch lieber über Amazon.
(Zugegeben, das war ein bisschen gemein von mir, da die Mitarbeiterin durchaus bemüht gewesen war, aber ich bin eben auch nur ein Mensch.)

Unter ihrem pikierten Blick verließ ich die Buchhandlung meines Nichtvertrauens; nach immerhin knapp zwanzig Minuten, ohne ein einziges Buch in der Hand gehabt zu haben und ohne den Literarischen Katzenkalender 2013, der in fünffacher Ausfertigung in den Untiefen der Buchhandlung verschollen blieb. Vielleicht war das ja ein Zeichen. Für den kommenden Weltuntergang oder so. Man wird sehen. Der Untergang des Buchhandels ist ohnehin längst beschlossene Sache.

Dienstag, 2. Oktober 2012

Ich sehe was, was du nicht siehst


Menschen, die ausdrücklich gesagt haben, dass sie mich nie im Leben wiedersehen wollen, tun sich keinen Gefallen, wenn sie weiterhin meinen Blog aufrufen oder bei Twitter meine Tweets lesen. Sie sehen dann nämlich nur, was sie sehen wollen, selbst wenn da gar nichts Entsprechendes ist, was es zu sehen gäbe.

Wer nichts über mein jetziges Leben weiß, muss sich nicht wundern, wenn das Internet ihn zu Trugschlüssen führt.

Übrigens: Ich komme auch mit unangenehmen Inhalten klar. Blog-Kommentare werden nur dann von mir gelöscht, wenn sie unbegründete Beleidigungen enthalten. "Verlogene Scheiße" sozusagen.