Dienstag, 15. Mai 2012

Tag #13


was ich niemals sagen würde

wovon ich geträumt habe, wenn du neben mir lagst. dass ich deinen
schlaf beobachtet und die worte gedacht habe, die du nicht von mir
hören wolltest. dass ich mitgezählt habe, wie oft ich nach nebenan ging,
um an diesen worten nicht zu ersticken. wem ich von uns erzählen
wollte. und so viel später, als alles anders war: wie oft ich mittags
vor diesem gebäude stand und hoffte, du würdest nur ein einziges mal
zu früh herauskommen, mir in die arme laufen. wie oft ein tag zu ende
geht, ohne dass ich deine nummer aus dem telefon lösche. dass ich nie
aufgehört habe zu hoffen, selbst jetzt nicht, wo alles, was in meinem
gedicht begann, in deinem song enden musste, selbst morgen nicht,
von dem ich noch nicht wissen kann und von dem ich dennoch ahne,
wie es stattfinden wird: als wiederholung von heute und gestern und
immer mit deinem namen im kopf. dass ich meinen körper gegen
die härtesten wände werfe, solange es niemand sieht, niemand,
der wissen dürfte, dass ich mein eigenes blut betrachte, tiefer mit
jeder stunde, und mich frage, warum es seine farbe nicht verändert,
warum es niemals zur neige geht, wo doch alles andere an seine
grenzen stößt, selbst der tod, um den ich vor dem einschlafen bitte,
wenn andere leute die hände zum gebet falten: ich glaube nicht
an einen gott, ich glaube nur an alles, was man verlieren kann, und
dass jeder überlebte tag ohne dich ein scheitern bedeutet. wie jedes
geräusch sich verzerrt, wenn du nicht in meiner nähe bist. dass ich
meinen ipod zu hause gelassen habe, weil ich keine musik mehr höre,
seit es dich nicht mehr gibt. dass ich mir jeden tag wünsche, dich
nie kennengelernt zu haben und es jeden tag aufs neue zurücknehme.
wem ich noch immer von uns erzähle. dass ich mir vorstelle, wie unsere
gemeinsamen kinder ausgesehen hätten. dass ich dialoge entwerfe und
dich antworten geben lasse, die mich zum lächeln bringen. welche orte
ich aufsuche, wenn ich dich vermisse. wie ich mich bemühe zu atmen.